Mitten in der Nacht. Ich wache davon auf, dass mein Herz so weit offen ist, dass es schmerzt. Die eigenartige Mischung aus lachendem Glück, ungläubigem Staunen, frei fließendem Schmerz und Dankbarkeit, die in den letzten Wochen immer wieder präsent ist, durchströmt mich.
Lange spüre ich dem im Dunkeln liegend nach. An Schlaf ist nicht zu denken, deshalb mache ich Musik an und tanze leise durchs Zimmer. Versuche, meine tiefes inneres Bewegtsein mit meinem Körper auszudrücken. Tränen fließen einfach so und schaffen einen Raum in mir, in dem ich sehen kann, was mich so berührt:
Es ist die Weite meines Herzens angesichts meines eigenen Erfolgs.
Still vor Staunen betrachte ich mich und mein neues Leben. Noch nie war ich so offen und so weich wie jetzt. Nie habe ich so frei gesungen und so lustvoll getanzt; noch nie mich so selbstverständlich mit dem gezeigt, was ich zu geben habe. Was früher nur in kurzen Momenten oder besonderen Kontexten erlebbar war, wird gerade in großen Schritten zu meinem neuen Normalzustand. Viele der Aspekte, in die ich mich früher sehnsuchtsvoll hinein geträumt habe, sind jetzt Bestandteil meines Alltags:
Ich fühle mich sehr weiblich und gleichzeitig emotional sicher. Anderen zeige ich vertrauensvoll meine Innenwelt und meine satte Verbundenheit zum Feinstofflichen und stehe damit sogar auf der Bühne – nicht mehr als Ensemblespielerin für die Ideen anderer, sondern als die, die ich bin und mit dem, was ich wirklich zu sagen habe. Unverhofft werde ich mit tiefen, erfüllenden Begegnungen beschenkt.
Auf einmal ist es ganz leicht, Verantwortung für mich zu übernehmen und meine Lebensumstände und Beziehungen aktiv zu gestalten. Kurz: Ich finde mich gerade wieder in einem Leben, das ich nicht gewagt hätte zu träumen.
Das hat übrigens nichts mit meinem Kontostand zu tun. Der rät mir wie sonst auch eher zur Genügsamkeit (was nicht der schlechteste Lebensstil ist, finde ich). Aber die innere Fülle, die in meinem Leben gerade einzieht, habe ich mir zwar vage gewünscht, aber nicht wirklich für möglich gehalten. Gerade erlebe ich, wie es sich anfühlt, wenn Träume wie von selbst wahr werden und weiß um die Gnade, die darin letzten Endes liegt.
Gleichzeitig gehe ich vor mir selbst auf die Knie, weil ich weiß, was ich dafür getan habe, das hier gerade hinschreiben zu können. Dass ich das erlebe, bedeutet nämlich nur eines: Ich lag all die Jahre goldrichtig mit dieser einen Sache. Und ich weiß nicht, ob ich für diesen Triumph jemals angemessene Worte finden werde. Er ist größer als das, was ich ausdrücken kann. Er gibt jedem meiner Schritte auf meinem Weg rückwirkend Sinn und es gibt wenig, was ich mehr feiere als dieses Gefühl der Sinnhaftigkeit. Eins mit mir zu sein.
Wenn ich zurückschaue, habe ich eigentlich nur eines getan: Ich bin meiner inneren Wahrheit gefolgt. Habe mich lehren, führen und zerpflücken lassen vom Ruf meiner Seele und all jener Anteile, die zu mir zurück finden wollten.
Mit 13 fing alles an. Wie heute lag ich damals eine Nacht lang wach und habe, ohne es wirklich in Gedanken fassen zu können, tief in mir gespürt, dass in diesem Moment etwas Wesentliches beginnt, dass mir eine Aufgabe übertragen wird. Als hätte mir das Leben in dieser Nacht meinen persönlichen roten Faden in die Hand gedrückt und gesagt: „Immer hier entlang. Auch wenn du zweifelst, auch wenn es schwerer erscheint als alle anderen Wege, auch wenn du vielleicht lange Strecken alleine gehen musst. Dies ist dein Weg. Vertrau.“
Und das tat ich. Wieder und wieder folgte ich bei kleinen und größeren Entscheidungen jener Stimme aus meinem innersten Innern, die sich anfühlt, wie die jeweils tiefste mögliche Wahrheit – oft unbewusst, oder ohne wirklich zu wissen, ob ich eigentlich richtig liege damit. Ohne handfeste Beweise einzufahren bin ich weitergegangen, manchmal getaumelt, manchmal gegen starken Wind gelehnt. Mal war es, wie jauchzend einen Hügel hinunter zu rennen, nur um kurz darauf im dunklen Wald hinter der nächsten Wegbiegung Angst zu kriegen. Nicht selten habe ich mich selbst für bescheuert gehalten, weil ich irgendwie nicht anders konnte, als mir unterm Strich selbst treu zu bleiben (es hat nämlich auch Nachteile, aber dazu später).
Kleine Momente der Synchronizität waren das Einzige, was darauf schließen ließ, dass etwas dran sein musste an meinem Erleben, dass der einzige Weg, den ich gehen kann, jener ist, der sich an meiner tiefsten Wahrheit orientiert. An jenem Punkt in mir, an dem ich im Reinen bin mit mir. Es waren tausend kleine Prozesse, immer wieder zu diesem Punkt vorzudringen. Mich so lange auseinanderzusetzen und schnelle, einfachere Lösungen zu verweigern, bis es sich wirklich stimmig anfühlte. Mit der Zeit wurde ich dabei sehr effizient und lernte, Fehlentscheidungen schneller zu korrigieren. Mitte 20 beschloss ich, noch radikaler meiner Intuition zu vertrauen; mit 30 konstatierte ich erstaunt, aber auch stolz, dass unklare, unstimmige Entscheidungen (und vor allem ihre Folgen!) kaum mehr Teil meines Lebens waren.
Ich war an die Anstrengungen gewöhnt, die dieser Weg mit sich bringt. Denn es lässt sich im Nachhinein leicht romantisieren, aber der eigenen inneren Wahrheit zu folgen, konfrontiert uns mit allem, was wir zu vermeiden versuchen. Es bedeutet, wieder und wieder unseren Dämonen zu begegnen und uns von unserer eigenen Tiefe verwandeln zu lassen, indem wir uns ihr hingeben. Das ist alles andere als romantisch. Der Preis, den ich für meine Errungenschaften gezahlt habe, ist sehr hoch. Authentizität und Integrität sind in unserer traumatisierten und oberflächlichen Gesellschaft teure Unterfangen, und man muss es wirklich wirklich wollen.
Aber so steinig und mühsam und irritierend der Weg oft war – das vorläufige Ergebnis, zu dem ich nach 20 Jahren leidenschaftlicher und hingebungsvollster Forschungs- und Selbsterfahrungsreise gerade komme, ist dann doch fast zu schön, um wahr zu sein (aber da mein Sensor für Wahrheit ja bestens trainiert ist, besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass es wahr IST. Für mich jedenfalls).
In den letzten Wochen fügen sich alle Puzzleteile wieder und wieder zusammen und ergeben die prachtvollen Kaleidoskope meines neuen Lebens, und eins ist schöner als das andere. Ich kann nch nicht ganz glauben, dass es wirklich möglich sein soll, so unaufgeregt glücklich zu sein. So tief bei mir selbst angekommen zu sein, dass es keinen Grund mehr gibt, nach irgendetwas zu suchen.
Dieser Erfolg ist nach außen hin (noch?) nicht so sichtbar – oder nur für jene, die den Blick dafür haben. Es ist, als hätte ein neues Leuchten von mir Besitz ergriffen. Ich erfahre eine nie dagewesene Sicherheit in mir und eine tiefe Liebe für mich selbst und alle meine Facetten ist „plötzlich und einfach so“ da. Und das auf eine Weise, die unmissverständlich ausdrückt: „Bei dir ist es schön. Wir bleiben.“
Türen, die ich gar nicht gesehen habe, öffnen sich scheinbar grundlos vor mir. Es fühlt sich an, als hätte ich jahrelang trotzig-traurig meinen eigenen roten Teppich vor mir ausgerollt, weil ich instinktiv spürte, dass mir als Königin meines Lebens nun mal nichts Geringeres zusteht – und nun übernehmen plötzlich andere das und reichen mir überdies Getränke oder eine Bühne oder was ich mir eben gerade wünsche. (Und dann tun die das auch noch voller Freude!) Schönes Bild; genau so fühlt es sich an.
Was genau da gerade passiert, weiß ich gar nicht. Vielleicht ist es einfach der Phönix-aus-der-Asche-Effekt, der sich da vollzieht und der nach meiner gigantischen Häutung in 2023/24 natürlicherweise etwas gigantischer ausfällt. Vor allem genieße ich es einfach, mich so sehr in mir zuhause zu fühlen, dass ich mich sogar in der Welt anfange, zuhause zu fühlen (!). Ich habe LUST auf dieses Leben (!!!) und das ist wahrscheinlich mein bedeutsamster Erfolg.
Was ich aber genau weiß, ist, dass es mein bedingungsloses Commitment an meine innere Wahrheit war, welches mich hierher geführt hat. Und dass die Früchte, die wir ernten, wenn wir diesen Weg für uns beschreiten, alle Strapazen vergessen lassen, weil sie den bezahlten Preis um ein Vielfaches übersteigen.
Ich denke oft: „Wenn nur mehr Menschen wüssten, was sie auf der anderen Seite erwartet. Ob sie dann lange zögern würden, sich den sehnsuchtsvollsten, dunkelsten, verlassensten inneren Aspekten ihrer selbst zuzuwenden?“
Bestimmt nicht. Es ist aber auch schwer vorstellbar, wenn man noch nie erfahren hat, wie orgasmisch GUT es schmeckt, bei sich selbst so tief anzukommen. Vielleicht schreibe ich deshalb diesen Text.
Weil ich will, dass du weißt, wie sehr es sich lohnt, dir selbst zuzuhören.
Und dann das, was du hörst, ernst zu nehmen, wirklich ernst.
Es in dein Herz zu nehmen (wieder und wieder).
Dich davon berühren, weiten und aufbrechen zu lassen und der dir innewohnenden Lebenskraft zu erlauben, dich neu zu sortieren, sodass immer mehr von dir an seinen angestammten Platz in dir finden kann.
Bis du so voll bist von dir selbst und deinem Licht, dass du nur überfließen kannst.
Denn das ist es, was am Ende passieren wird, unweigerlich: Du fließt über.
So wie meine Tränen gerade, wenn ich in meinem tiefsten Herzen sehen und fühlen kann, wie sich diese Welt anfühlen wird, wenn wir alle einfach überfließen.
Fühl da mal rein. Was nimmst du wahr?
Für viele Menschen mag das nur ein Bild sein. Die, die es nicht fühlen können, werden es vielleicht belächeln.
Doch für mich verwandelt es sich in diesen Wochen von einem Bild zu meiner Realität.
Ich glaube nicht mehr, dass wir in einer friedlichen, satten, verbundenen Welt leben werden und dass das nur eine Frage der Zeit und unserer entschlossenen Liebe ist.
Ich erlebe es.
Und mache mich jetzt daran, Brücken zu bauen und meinen Trampelpfad zu vergrößern, damit es ein Weg für viele wird.
Wir haben alle lang genug nach uns selbst gehungert.
Es ist Zeit für Vollständigkeit.