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Vom Schmerz zum Geschenk – wie wir durch Hingabe inneren Reichtum entdecken

Über die Hingabe an meinen eigenen Weg, was sie mich kostet und mit welchem Reichtum sie mich überschüttet, kann ich viele Geschichten erzählen. Eine davon ist diese:

Es gab eine Zeit, da liebte ich zwei Männer und sie erwiderten meine Liebe.

Der eine liebte mich in meine Größe und Vollständigkeit hinein.
Der andere liebte mich in die Wurzeln meines Menschseins.

Beide waren zweifelsohne das, was ich Seelenpartner nennen würde, aber mit keinem von beiden führte ich eine klassische Liebesbeziehung. Daran hätte ich verzweifeln können, wäre da nicht die tiefe Gewissheit gewesen, dass meine Seele genau dieses Spiel spielen will.

Diese innere Gewissheit ist es, die mich bei der Stange hält, wenn mich solche oder andere bedeutsame Engstellen meines Lebens unzufrieden sein lassen. Ich tauche dann ab, durch die Schichten von Trotz und Traurigkeit, von Sehnsucht und Ungeduld und wenn ich unten angekommen bin, am Grund meiner Seele, dann weiß ich mit großer Sicherheit, ob eine Situation, mit der ich manchmal ringe, mir noch ein Geschenk sein kann oder nicht. Dort zeigen sich mir die größeren Zusammenhänge, die von der Oberfläche aus nur schwer zu erkennen sind.

Solange ich dort unten ein Ja finde, bleibe ich. Versuche, mich nicht abzuwenden, wenn der Schmerz zu mir spricht, denn immer ist Schmerz nur eine Verpackung. Öffne ich sie (= öffne ich mich), ist immer etwas Kostbares darin. Das Leben verpackt keine wertlosen Geschenke.

Dort unten, in der Tiefe meiner selbst, berge ich eine glitzernde Perle nach der anderen und fädle sie auf eine lange Schnur. Manche Perlen fallen mir einfach in den Schoß. Andere sind winzig und ich muss lange tauchen, um sie zu finden. Es sind Perlen, die so klangvolle Namen wie „Würde“ oder „Sanftheit“ oder „Löwenkraft“ tragen.

Als Menschenfrau mag mir das manchmal mühsam vorkommen, immer diese Taucherei und immer dieser Schmerz und überhaupt, kann es nicht mal gut sein damit?! Es ist nicht zu leugnen, dass diese Aufgabe, diese Arbeit ihr Gewicht mitbringt. Wie oft bemitleiden wir uns selbst und klagen über die vielen spitzen Steine und die unvorhersehbaren Schlammpfützen auf unserem Weg?
Doch wenn ich höre, wie meine Seele jubelt über jede einzelne Perle, als wäre sie ein verloren geglaubtes und nun heimgekehrtes Kind, dann weiß ich, dass wir nur so den Frieden in uns (und damit auf der Erde) finden werden:

Indem wir, persönlich wie kollektiv, alle Teile von uns, die uns auf unseren langen Wegen durch Raum und Zeit irgendwann aus den Taschen gefallen sind, einsammeln und ihnen ihren angestammten, würdevollen Platz zurückgeben. Manchmal braucht das seine Zeit und geht nur Sandkorn für Sandkorn. Manchmal geht es aber auch ganz schnell und leicht.

Und so wird es langsam von einem Kampf zu einem Spiel. Ein zartes, gewaltiges, schmerzhaft schönes Spiel, das uns ganz haben will. Dem wir uns besser demütig hingeben, wenn es uns nicht die Knochen brechen soll. Aus dem wir aber gleichzeitig eine Stärke schöpfen, wie sie uns niemand anderes geben kann.

Das Spiel jeder und jedes Einzelnen hat dabei ganz eigene Farben, Qualitäten und Spielregeln.
Wenn wir neugierig diesen Spielregeln folgen und unsere Spielfelder ausloten und erforschen, führen sie uns immer tiefer zu uns selbst – dem Ort in uns, an dem wir im Reinen mit uns sind.

Und wo wir mit uns im Reinen sind, da kann unsere Seele ungehindert Ausdruck finden und ich kenne nichts, was glücklicher macht als das. Mehr und mehr können wir dann von diesem inneren Ort her leben – jenem Ort, an dem wir frei sind; an dem die Große Stille ihre Flügel weit aufspannt und an dem es nichts zu tun gibt, weil wir bereits erfüllt sind von uns selbst. Es gibt diesen Ort wirklich. Ich war da.

Aber ich hätte ihn nie entdeckt, hätte ich nicht diese beiden Männer tief in mein Herz genommen und hätten die beiden mich nicht hineingeführt in meinen größten, dunkelsten Lebensschmerz, der dadurch seine Heimat in mir wiederfinden konnte.

Und ich muss lächeln, wenn ich daran denke, wie gekonnt mich der eine ins Menschsein und der andere in meine Vollständigkeit geführt hat. Niemand hätte es eleganter und effizienter geschafft als diese beiden.

Am Ende allen Ringens bleibt immer dieselbe Melodie übrig. Mein Herz singt das Lied der Liebe und kann gar nicht anders. Weil es kein anderes Lied kennt. Weil es weiß, dass alles gut ist, wie es ist. Dass nichts verändert werden muss, weil es sich von selbst verändern wird, wenn wir nur alle Perlen beisammen haben.

Nichts ist jemals nicht perfekt.

Ein Gedanke zu „Vom Schmerz zum Geschenk – wie wir durch Hingabe inneren Reichtum entdecken“

  1. Liebste Sabeth,
    vielen lieben Dank, für diesen tiefen Einblick in dein innerstes, wahrstes Sein:)
    Es berührt mich, es bewegt mich, es stimmt mich zuversichtlich.
    sei von Herzen gegrüßt
    Claudia

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