Hui – schon ist der September vorbei gerauscht. Ein Monat, der viel geboten hat: Viel Raum, viel Aufräumen, einige freudvolle Ausblicke und satte Fülle. Aber lies selbst…
Die große Stille
Kreative Prozesse sind zwar alle individuell, aber in der Grundstruktur folgen sie alle dem selben Muster. Wir empfangen eine Idee, sie wächst in uns heran, drängt uns zum Gestalten und nimmt – wenn alles stimmt – am Ende eine Form an. Aber die vollendete Form ist noch nicht das Ende des Prozesses. Am Ende steht eine Phase der Stille. Eine Zeit des Verarbeitens, Loslassens, Betrachtens; von der nicht zu sagen ist, wie lange sie andauern wird. Eines schönen Tages verändert sich der Klang der Stille ein wenig und wird zu einem Ohrenspitzen, einem Lauschen, einem (vielleicht sogar ungeduldigen) Warten auf die nächste Idee. Dort wird das Ende dann zum Neubeginn.
Genau in dieser ersten Phase dieser „Stille nach der Vollendung“ befinde ich mich.
Zwei Jahre lang hat meine innere Führung bei fast jedem Kontakt, den ich bewusst mit ihr aufgenommen habe, eindringlich gesagt: „Schreib! Schreib!! Schreib so viel du kannst!“ Also schrieb ich, obwohl ich oft keine Ahnung hatte, was genau. Ich ließ es eben fließen und je mehr ich schrieb, desto mehr floss aus mir heraus.
Jetzt ist da nichts mehr. Keine Aufforderung, kein Drängen. Das Buch ist veröffentlicht; ein langer und mitunter frustrierender Schachtelsatz in meinem Leben hat endlich zu einem Punkt gefunden. Und in mir ist eine große Leere.
Ich weiß noch, dass es sich genau so anfühlte in den Tagen nach der Geburt meines Sohnes. Der kleine Mensch lag auf meiner Brust, so perfekt und vollendet. Ich weiß nicht, ob es ein größeres Wunder gibt, wenn wir Zeuge davon werden, wie lebendiger Geist in eine lebendige Form findet. Vor allem, wenn diese Form ganz physisch atmet und einen mit großen, wachen Augen anschaut, in denen man den Himmel sehen kann und nichts als den Himmel.
Mein Herz war voll, meine Gebärmutter leer. Ich war erschöpft und erfüllt und meine Stimme klang nach der Geburt, „als hätte ich drei Flaschen Wodka getrunken“ (O-Ton Mama).
In meiner, man könnte sagen „geistigen Gebärmutter“ hinterlässt das Buch als „geistiges Kind“ nun auch diese Leere und eine gewisse Erschöpfung, wenn auch viel subtiler.
Alles, was zu tun ist, ist zu ruhen und zu integrieren. Das Wunder zu bestaunen und zufrieden zu sein. Zu Kräften zu kommen, mich von anderen nähren zu lassen und in den weiten Raum der Stille hinein zu lauschen, in dem ich nun nicht mehr alleine bin, sondern zu zweit – ich und mein kleines Buch.
Erste Schritte
Das „kleine Buch“ hat allerdings im Laufe des Septembers schon ganz schön große Schritte gemacht. Bei einem Vernetzungstreffen habe ich zum ersten Mal ausgewählte Texte daraus vorgelesen und dazu gesungen. Texte, die so viel mit dem Frieden zu tun haben, in der Friedenskirche. Passender geht’s ja kaum. Und was soll ich sagen – der Raum ist sehr still geworden.
Ich bin tausendfach dankbar für die tief berührten und berührenden Worte, die seitdem zu mir zurück geflossen sind. Ich bin dankbar für die vielen individuellen Widmungen, die ich in die Bücher schreiben und verschicken darf. In jeder einzelnen liegt so viel Liebe und Verbundenheit und ich weiß nun nicht mehr nur, sondern erfahre es auch:
Wenn wir uns selbst restlos verschenken, bekommen wir uns selbst hundertfach zurück.
Falls du also Orte kennst, an die eine Lesung aus meinem Buch, garniert mit meiner Musik, gut hin passen könnte, freue ich mich über deine Nachricht!
Erzählkonzerte noch und nöcher
Und während das Buch und ich zusammen laufen lernen, freue ich mich, erzählen zu können, dass ein anderes Herzensprojekt schon längst laufen kann und Lust bekommt auf größere Schritte.
Anne und ich sind jetzt im vierten Jahr unserer Erzählkonzerte und die Testphase haben wir definitiv hinter uns gelassen. So langsam wird ein Schuh daraus. Es kommen vermehrt Menschen auf uns zu, die nicht zu unserem Bekanntenkreis gehören und fragen uns für ihre Veranstaltungen an. Da schneidern wir total gerne aus unserem mittlerweile umfangreichen Repertoire ein passendes Programm zusammen und – ach, es macht einfach solchen Spaß!
Bald wird es noch mehr (und besseres) Video-Material von uns geben, falls du uns noch nicht live gehört hast. Im zweiten Halbjahr 2024 spielen wir noch ein paar Mal, unter anderem auch in Kooperation mit zwei weiteren, echt spannenden Erzählerinnen aus Schwäbisch Hall – alle Termine gibt‘s hier oder über den Newsletter.
Und wie ich das so hinschreibe, stelle ich fest, dass trotz der großen Stille oder den großen Fragen, die mich manchmal drücken, einfach trotzdem immer Fülle in meinem Leben herrscht, die immer satter wird und die ich immer leidenschaftlicher genieße.
Aber wen wundert‘s!
Mein Name Sabeth bedeutet schließlich genau das:
Fülle.
Wie passend, dass jetzt der Oktober ins Haus steht – DER Füllemonat schlechthin! (Zufälligerweise habe ich ja im Oktober Geburtstag 😃) Aber auch sonst stehen ein paar schöne Dinge ins Haus:
Ein Ausflug in die Landschaft, in der meine Seele sich auf der Welt am leichtesten zuhause fühlt.
Eine Handvoll Auftritte und der Saisonschluss als Gärtnerin.
Und wahrscheinlich ganz viele geruhsame, mittagsgoldene, abendblaue Stunden, die ich damit verbringen werde, dankbar und melancholisch in den Himmel zu schauen.
Bis bald!
Sehr schöne Worte, die mich während des Lesen noch mehr bedauern lassen, dass es nicht zu dem Austausch gekommen.
Timo
Hey Timo, danke dir für deine Worte! Vielleicht klappt es ja bei deiner nächsten Tour, ich würde mich freuen! Liebe Grüße, Sabeth