Seit Langem gehört das In-Die-Nacht-Lauschen wie selbstverständlich zu meinem Leben dazu.
In der Verschmelzung mit der Nacht fliegen mir oft Lichtkrumen zu, deren liebevolle Klarheit mein Leben bereichert, anregt und mich sanft ermutigt, mir selbst treu zu sein.
Gerade die Neumond-Nächte habe eine besondere Klarheit und Tiefe, weil sie die Schwelle sind zwischen dem alten Mondzyklus und einem neuen. Sie sind der Nullpunkt, an dem die Tore zum Nicht-Sichtbaren am weitesten offen stehen. In ihnen liegt bereits alles, was im nächsten Mondzyklus erfahren werden kann.
Die gestrige Neumond-Meditation hatte es in sich. Was sich mir an Bildern und Energien zeigte, war sehr verflochten, komplex und dicht. Es scheint, als seien wir mehr denn je herausgefordert, unsere vielen Bewusstseinsebenen gleichzeitig zu leben und zu entwickeln.
Ich erlebte während der Meditation eine Geburt – und zwar gleichzeitig aus drei verschiedenen Perspektiven, die ich alle bereits erlebt habe*. Dieses Erlebnis habe ich in Worte destilliert. Zu dem Zeitpunkt war es einer meiner intimsten Texte und ich habe gezögert, ihn zu zeigen. Nun schenke ich ihn euch – und freue mich sehr darüber, zu erfahren, was ihr beim Lesen erlebt habt und was die Worte in euch berühren.
Die dreifache Geburt

Ich bin das Kind. Mitten im Geburtskanal. Es ist sehr eng und sehr dunkel. Es scheint schon lange kaum vorwärts oder zurück zu gehen. Verzweiflung taucht auf – und ich sehe, dass es als Kind meine Aufgabe ist, in Momenten des großen Drucks entspannt und voller Vertrauen zu bleiben.
Wenn ich als Kind wahrnehmen kann, dass es der Körper meiner Mutter ist, der mich da eng umschließt, verflüchtigt sich die Angst und weicht einem vertrauensvollen Anlehnen an diese liebende Instanz, die mich Haut an Haut begleitet und mir meinen Körper schenkt.

Ich bin die Mutter. Mitten im Geburtsprozess. Es ist mühsam und anstrengend. Manchmal werde ich von Angst überwältigt – und ich sehe, dass es als Mutter jetzt meine Aufgabe ist, mich vollkommen loszulassen.
Wenn ich als Mutter wahrnehmen kann, dass neben mir eine weise Frau, meine Hebamme, kniet, kann ich mich meiner wilden Kraft überlassen und mich mir hingeben. Mich öffnen für das Wunder, das durch mich auf die Erde drängt, um sie rückhaltlos zu lieben.

Ich bin die Hebamme. Mitten drin und doch außen vor. Ich fühle, was die Mutter fühlt. Ich fühle, was das Kind fühlt. Ich selbst bin nur noch Raum. Ich halte, lausche, ermutige, ermüde. Die Verantwortung lastet auf mir – und ich sehe, dass es als Begleiterin der Geburt meine Aufgabe ist, meine innere Führung vollständig anzunehmen. Die Verantwortung abzugeben an die Kräfte des Himmels und der Erde, an die Elemente, an das Größere.
Wenn ich als Hebamme wahrnehmen kann, dass ich geführt bin, während ich andere führe, weicht die Last einer heiligen Lust am Dienen. Das Leben fließt frei durch mich hindurch und macht mich schonungslos zu seinem Werkzeug.
Ich bin Alles und Nichts – und im Tanz mit den beiden schwindelt mein Geist in die göttlichste Ekstase.
© Sabeth Fladt
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