Inzwischen war ich wieder am Fluss, um zu lauschen. Ich bin erstaunt, wie vielschichtig die Informationen sind und bin berührt von ihrer Poesie. Ich habe nur geringfügig am Versmaß getüftelt. Das allermeiste kam in genau dieser Form:
Iller-Gesang
Aus Eis und Schnee komme ich
Liebkose die Steine
Davon werden sie ganz rund.
Furchtlos werfe ich mich in Wellen
Ohne Angst vor Hindernissen
Es gilt nur: Vorwärts, vorwärts!
Dort, wo das Licht mit mir spielt
Werde ich still
Lasse mich küssen
Vom Licht
Es macht Spaß
Geräusche zu machen
Ganz unterschiedliche
Töne zu Singen
Und welche Wonne
Gegen einen Fels
Zu donnern!
Wieder und wieder.
Die Menschen lehre ich
Das Loslassen
Das Zulassen,
Dass es leichter wird.
Die Bäume am Ufer
Und Sträucher lächle ich an
Im Vorüberziehen
Sie Lächeln zurück
Und geben mir von ihrer Pflanzenkraft
Etwas mit auf die Reise
So bin ich Träger
Und Trägerin
Des Wissens
Um das Wesen der Dinge.
Die Berge brauche ich
Doch bin ich stärker als sie
Und lasse sie zurück
Mein Ziel die Einheit.
Unwichtig und ohne Belang
Ist alles
Was mir nicht folgen kann
Was nicht versteht zu lauschen
Im gemächlichen Fließen
Atme ich Ruhe aus
Die Vögel fliegen durch sie hindurch
Und tragen sie zu ihren Jungen
Der Wind nimmt den Frieden mit
Und verteilt ihn
Übers Land.
Erlauscht im Mai 2021 in Sonthofen, Flusskilometer 140
(Ob der Fluss an einer anderen Stelle und zu einer anderen Jahreszeit wohl dasselbe Lied singt? Es kommt vermutlich auch auf die Ohren an, die ihm zuhören…)
(Copyright) Sabeth Fladt, 2021 – Bild: Marian Kroell/Unsplash